Von der Oder bis zur Müritz
Eine Radtour zwischen Oder, Spree und Müritz.
Erlebt von Uwe Heim - im Juni 2003,
Routenplan von Ückermünde nach Bützow - zurückgelegte Strecke:1005km - entstandene Kosten : 320€ |
Um die Fotos besser betrachten zu können,
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Mit der DB und der OME (Ost-Mecklenburgische-Eisenbahn) erreiche ich in gemütlicher Fahrt meinen Ausgangspunkt "Ückermünde" am Oderhaff. |
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Mit der OME komfortabel nach Ückermünde |
Viel Platz für Rad und Radler |
Bei schönstem Sommerwetter beginnt
am nächsten Tag meine Tour auf Nebenstrecken in südlicher
Richtung. Just an diesem Tage soll ich von meiner ersten und einzigen
technische Panne überrascht werden - der Frontgepäckträger
zerlegt sich ohne Vorankündigung in ein halbes Dutzend Einzelteile
und die linke Radtasche fliegt unkontrolliert auf die Fahrbahn
. Eine Strebe blockiert das Vorderrad und ich kann von Glück sagen, dass ich doch relativ langsam fuhr - wegen des Kopfsteinpflasters - und mich nicht das Schicksal der Tasche ereilte. Der "Rütteltest" war dann wohl auch zu viel für den Träger, der schon viele Touren (Torturen?) ertragen musste, so dass er sich nun auf diese Weise verabschiedete. |
Das "Gepäckträger-Puzzle" |
Fragen in Radgeschäften in Torgelow und Pasewalk nach dem entsprechenden Ersatzteil werden mit Kopfschütteln beantwortet - also befestige ich die Taschen kurzerhand an dem vorhandenen Heckträger und setze die Fahrt wie geplant fort. |
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Der Oderradweg ist meist gut asphaltiert und nur auf wenigen Strecken durch Sandwege und bei Ortsdurchfahrten durch Kopfsteinpflaster unterbrochen. Am Kutzow-See bei Löcknitz finde ein Quartier für die kommende Nacht.Am nächsten Tag führt die Route entlang von Kirschen-Alleen - nur die Südseite ist bereits reif - durch Kornfelder und grössere Waldgebiete bis ich die Industriestadt Schwedt erreiche. Den gut ausgebauten Radwegen auf dem Oderdeich folge ich bis Stolpe, wo ich nach Westen abbiege, um das liebevoll restaurierte historische Zentrum von Angermünde zu besichtigen. Eine Bank auf dem Marktplatz scheint mir willkommen für eine entspannende Pause. Weiter geht's mit einem Abstecher zum Schiffshebewerk Niederfinow (Technisches Denkmal von 1927/34) und von dort nach Bad Freienwalde - Kurstadt seit 1684 - was heissen soll, dass hier bereits preussische Fürsten und Könige Erholung suchten. |
Oder-Neisse-Radweg nach Löcknitz |
Roggenhalme |
Mohnfeld |
Industriestadt Schwedt /Oder |
Schwedt : Franz.-Reform. Kirche (1776) - heute Konzerthalle |
Zurück führt die Route dann wieder auf den Oderdeich bei Hohenwutzen - heute einmal zur Abwechselung bei leichten Nieselregen. Hier ist von der verheerenden Oderflut nichts mehr zu erkennen, die Deichanlagen sind befestigt worden - nur noch die Pegelanzeige gibt Auskunft über die kritischen Höchstmarken der letzten Jahrzehnte. |
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Auf dem Oderdeich die Grenze entlang |
Oder-Hochwassermarken seit 1855 |
Grenzübergang für Fussgänger und Radfahrer |
"Kleiner Fuchs" zugeflogen |
Mitte des 18.Jahrhunderts wurde hier im Auftrag Friedrich II (der Grosse) das Oderbruch trockengelegt. Viele Siedlungsdörfer erinnern heute noch an diese Zeit, so auch das Strassendorf Neulietzegöricke, welches mit seinen 240 Einwohnern auch mit der Zeit gegangen ist und sich auf einer eigene Homepage präsentiert www.neulietzegoericke.de. Nach kurzem Stop in Neuhardenberg (Schloss) gelange ich nach Seelow, an welcher Stelle im Mitte April 1945 die Rote Armee ihre Offensive mit der anschliessenden Eroberung von Berlin begann. Ein Mahnmal und Museum soll an die hohen Verluste und letztenendes an die Sinnlosigkeit dieses Krieges erinnern. www.gedenkstaette-seelower-hoehen.de. Ich folge der B1 nach Westen bis kurz vor Müncheberg, wo ich in Münchehofe am Rande der Märkischen Schweiz in einer Landjugendherge übernachte. |
Hier wird Friedrich der Grosse noch verehrt man achte auf die frischen Blumen |
240-Seelen-Ort mit eigener Homepage |
Schloss in Neuhardenberg |
Gedenkstätte Seelower Höhen |
T34 |
In südlicher Richtung führt die Route über hügelige Nebenstrecken bis zu dem Ort Steinhöfel. Im Park des frisch renovierten Schlosses lege ich eine erste Pause ein. Nach Passieren von Fürstenwalde/Spree radle ich am Ostufer des Scharmützelsees entlang, wo mich anschliessend eine sog. Radstrasse (Radweg mit Überbreite) mithilfe von kräftigem Schiebewind bis zur Kreisstadt Beeskow bringt. Hier rette ich mich in einem Haltestellenhäuschen vor einem mittleren Wolkenbruch. Auch drei Radler aus Dortmund gesellen sich zu mir. Nach 15minütiger Zwangspause werden die letzten 20 Kilometer bis zur JH Bremsdorfer Mühle bewältigt. Sie liegt inmitten des Naturreservats Schlaubetal, eines der schönsten Bachtäler Deutschlands. |
Schloss Steinhöfel |
Am Folgetag geht es in umgekehrter Richtung wieder genWesten bis zum Scharmützelsse - logischerweise diesmal mit heftigen Gegenwind - auch die angesagten Regenschauergesellen sich dazu. Über Storkow und Prieros - das Wetter ist inzwischen freundlicher geworden - radle ich bis Friedersdorf,wo ich ein komfortables Landhotel finde, sogar mit hauseigenem Storchennest auf dem Hinterhof, in dem sich auch bereits 3 Junge tummeln. Heute - am 7.Tag meiner Reise - gilt es eine Strecke von etwa 120 Km bis Wandlitz nördlich von Berlin zu bewältigen. Nach einem Abstecher zu dem Ort Dolgenbrodt wird meine Weiterfahrt nach Norden durch eine fehlende Brücke über den Oder-Spree-Kanal jäh unterbrochen. Durch eine neu errichtet Autobahnbrücke hatte sich die Instandsetzung der alten Brücke wohl erledigt. Also heisst es den Umweg über Zernsdorf in Kauf nehmen. In Neu-Zittau an einen Spreebogen mache Rast in einem Gartenlokal - die Bedienung empfiehlt mir Grünkohl mit Kassler und Krakauer. |
Bremsdorfer Mühle / Schlaubetal |
Fachwerk-Bahnhof von Bad Saarow-Pieskow |
Adebar auf seinem Horst in luftiger Höhe |
Auf einem Waldweg erreiche ich schliesslich
die Woltersdorfer Schleuse (500 Jahre alt) und weiter über Rüdersdorf,
Altlandsberg, Bernau komme ich gegen 19 Uhr in Wandlitz am See an. Die
letzten Kilometer der Strasse sind auf Landebahnbreite betoniert worden
- heute weiss man warum: hier residierten abgeschirmt Mielke & Co als
die DDR noch existierte. Die JH ist supermodern, erst vor einen Jahr
und in Form eines Halbkreises am Seeufer errichtet worden. Nach einer
ausgesprochen ruhigen Nacht - von den 150 Betten waren nur ein halbes
Dutzend belegt - starte ich nordwestlicher Richtung bis zu dem kleines
Städtchen Liebewalde mit seinem historischen Rathaus von 1876. Von hier
geht es sehr zügig - es herrscht kräftigem Südostwind -auf dem geteerten
Treidelweg des Voss-Kanals bis Zehdenick, um schliesslich gegen 16.30h
Fürstenberg/Havel bzw. Ravensbrück anzukommen. Die JH liegt unmittelbar
neben dem Gelände des ehemaligen Frauen-KZs. Dass die Wohnhäuser der
SS-Aufseherinnen zur Herberge umfunktioniert wurden, scheint zunächst
etwas makaber - jedoch als Mahn-und Gedenkstätte ist dieser Ort allemal
geeignet.
www.ravensbrueck.de
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Kirche in Fürstenberg/Havel |
JH Wandlitzsee - höchste Kategorie |
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JH Ravensbrück |
Mahn- und Gedenkstätte im ehemaligen KZ |
In meinen Bemühungen verkehrsreiche Strassen möglichst zu meiden, durchquere ich am nächsten Tag ein grösseres Waldgebiet. An einer Stelle, wo sich der Weg dreifach gabelt, nehme ich zu allem Überfluss den falschen Abzweig, was sich nach einer halben Stunde herausstellt, als er sozusagen im Nichts endet. Die eine Stunde Verlust kann ich verkraften, denn der Tag ist noch lang - aber ärgern tut es mich insgeheim doch ein wenig….. An der Canower Schleuse wird eine fällige Mittagspause eingelegt - auf einer Tafel im Biergarten steht : "Heute Sülzfleisch mit Bratkartoffeln". |
Canower Schleuse - Wasserstrasse von Berlin zur Ostsee |
Willkommen in Meck-Pomm |
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Eine Unterkunft finde ich am späten Nachmittag
in Zielow direkt am Ufer des Müritzsee in einer Apartmentanlage, in
dem überwiegend Angler und Wassersportler übernachten. Der vorletzte
Tag ist angebrochen - der Himmel ist bedeckt und es weht ein steifer
NW-Wind. Am Westufer des grössten Binnensees Deutschlands führt der
gut ausgebaute Radweg durch Röbel mit seiner historischen Altstadt,
vorbei am Schlosshotel Klink schliesslich nach Waren - seit Theodor
Fontane 1896 diesen Ort der Erholung entdeckte, sind immer mehr Menschen
dem Zauber dieser Stadt erlegen…(Zitat aus dem Werbeprospekt). Auf dem kürzlich eröffneten Fernradweg Berlin-Kopenhagen, den ich in diesem Abschnitt benutze, passiere ich als letzten grösseren Ort Krakow am See bevor ich am Ende meiner Tagesetappe in Güstrow-Schabernack eintreffe. Meine frühe Ankunft in der Herberge ermöglicht mir, nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, noch eine ausgiebige Stadtbesichtigung. |
Schlosshotel Klink |
Güstrow : Das waren noch Postämter…. (1895) |
Güstrow-Schloss |
Heute ist Donnerstag und Abreisetag. Bei herrlichem Sommerwetter und nach einer entspannten 30km-Radtour entlang dem Güstrow-Bützow-Kanal, steige ich in Bützow in den 11.28-Uhr-Regionalzug, der mich in knapp zwei Stunden zum Hamburger Hauptbahnhof bringt. . |
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Rathaus in Bützow |
Abendstimmung über Mecklenburg |
Bilder und Text © Copyright by Uwe Heim
Dieser Radtourenbericht wurde freundlicherweise von unserem Mitglied
Herrn Uwe Heim dem SCCN e.V. zur Verfügung gestellt.
Stand: 01.März 2016 ++ www.sccn.eu ++ Senioren-Computer-Club-Norderstedt e.V. ++ www.sccn.de |